Beratung | Seminare | Wissen

Kostenrechnungssysteme: Ein Überblick

Wesentlicher Bestandteil der KLR

Kostenrechnungssysteme sind ein wesentlicher Bestandteil des betrieblichen Rechnungswesens und spielen eine entscheidende Rolle bei der Planung, Steuerung und Kontrolle von Unternehmensprozessen.

Sie ermöglichen es, Kosteninformationen systematisch zu erfassen, zu verarbeiten und zu analysieren, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. In der Betriebswirtschaftslehre werden verschiedene Arten von Kostenrechnungssystemen unterschieden, die je nach Unternehmensziel, Branche und Größe zum Einsatz kommen. Im Folgenden werden die drei grundlegenden Systeme der Kostenrechnung detailliert beschrieben: die Vollkostenrechnung, die Teilkostenrechnung sowie die Prozesskostenrechnung.

Vollkostenrechnung
Die Vollkostenrechnung zielt darauf ab, sämtliche im Unternehmen anfallenden Kosten auf die Kostenträger, also auf die produzierten Güter oder Dienstleistungen, vollständig zu verrechnen. Sie berücksichtigt sowohl Einzel- als auch Gemeinkosten. Einzelkosten sind Kosten, die einem Kostenträger direkt zugeordnet werden können, wie Material- oder Fertigungslöhne. Gemeinkosten hingegen, wie Miete oder Gehälter der Verwaltung, werden über Zuschlagssätze auf die Kostenträger verteilt. Ein Kritikpunkt an der Vollkostenrechnung ist, dass die proportionale Zurechnung von fixen Gemeinkosten auf die Produkte zu verzerrten Stückkosten führen kann, insbesondere bei Schwankungen der Auslastung.

Teilkostenrechnung
Im Gegensatz zur Vollkostenrechnung berücksichtigt die Teilkostenrechnung nur die variablen Kosten bei der Kalkulation der Kostenträger. Feste Kosten werden nicht auf die Produkte verrechnet, sondern in der Periode, in der sie anfallen, als Block berücksichtigt. Dieser Ansatz führt zu einer realistischeren Bewertung der Produktkosten und ermöglicht eine bessere Entscheidungsfindung bei Preisgestaltung und Sortimentspolitik. Die bekanntesten Formen der Teilkostenrechnung sind die Deckungsbeitragsrechnung und die Grenzplankostenrechnung.

Prozesskostenrechnung
Die Prozesskostenrechnung, auch als Activity-Based Costing bekannt, ist eine Weiterentwicklung der traditionellen Kostenrechnungssysteme und zielt darauf ab, die Gemeinkosten transparenter zu machen. Sie wird insbesondere in Bereichen mit hohen Gemeinkostenanteilen, wie Forschung und Entwicklung oder im Dienstleistungssektor, eingesetzt. Die Prozesskostenrechnung versucht, die Kosten verursachungsgerechter den Produkten zuzuordnen, indem sie die indirekten Aktivitäten analysiert und bewertet, die für die Herstellung eines Produktes oder die Bereitstellung einer Dienstleistung notwendig sind.

Jedes Kostenrechnungssystem hat seine spezifischen Vor- und Nachteile und eignet sich für unterschiedliche Unternehmenssituationen. Die Auswahl des geeigneten Systems hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Unternehmensgröße, der Branche, dem Produktionsprozess sowie den spezifischen Informationsbedürfnissen des Managements. Wichtig ist, dass das gewählte System die Unternehmensführung effektiv bei der Preisfindung, der Budgetierung, der Produktionsplanung und der allgemeinen strategischen Planung unterstützt. In der Praxis kommt es häufig vor, dass Unternehmen Elemente aus verschiedenen Kostenrechnungssystemen kombinieren, um ein auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnittenes System zu entwickeln.