Ob in der Kaffeepause mit Kollegen oder beim Treffen mit Freunden – hin und wieder kommt das Thema Gehalt zur Sprache. Doch ist es überhaupt erlaubt, offen über sein Einkommen zu sprechen? Manche Arbeitgeber sehen das möglicherweise nicht gerne. Doch müssen Angestellte tatsächlich schweigen?
Die Antwort darauf ist nicht eindeutig. Laut Kathrin Schulze Zumkley, Fachanwältin für Arbeitsrecht aus Gütersloh, hängt es stark vom jeweiligen Kontext ab. Entscheidend ist, warum man über das eigene Gehalt spricht und mit wem das Gespräch geführt wird.
Die rechtliche Lage: Schweigepflicht oder freie Meinungsäußerung?
Grundsätzlich haben Arbeitnehmer eine Nebenpflicht, Rücksicht auf die Interessen ihres Arbeitgebers zu nehmen. Dies beinhaltet auch eine allgemeine Vertraulichkeitspflicht, die sich auf verschiedene betriebliche Angelegenheiten – darunter das Gehalt – erstrecken kann.
Interessanterweise gilt diese Verschwiegenheitspflicht auch dann, wenn sie nicht ausdrücklich im Arbeitsvertrag festgehalten wurde. Laut Schulze Zumkley reicht ein bloßes Bedürfnis, sich mitzuteilen, nicht aus, um eine Offenlegung des eigenen Gehalts zu rechtfertigen. Wer ohne triftigen Grund über sein Einkommen spricht, könnte also gegen seine arbeitsrechtlichen Pflichten verstoßen.
Gehaltstransparenz im Kollegenkreis – erlaubt oder tabu?
Anders sieht es aus, wenn das Gespräch unter Kollegen stattfindet, um herauszufinden, ob das Unternehmen die Gehälter fair gestaltet. Hier spielt das Prinzip der Gleichbehandlung eine Rolle. Beschäftigte haben das Recht, sich darüber auszutauschen, um mögliche Ungleichbehandlungen zu erkennen. Vertragliche Klauseln, die dies untersagen, sind in der Regel unwirksam.
Allerdings gibt es klare Grenzen: Das Gehalt in einem Konkurrenzunternehmen preiszugeben, kann problematisch sein. Gehaltsstrukturen gelten oft als geschützte Geschäftsgeheimnisse, deren Offenlegung dem Arbeitgeber wirtschaftlich schaden könnte. Wer durch ein solches Gespräch dem eigenen Unternehmen schadet, verstößt möglicherweise gegen die Rücksichtnahmepflicht.
Im privaten Umfeld: Wo gilt die Vertraulichkeit?
Im privaten Kreis, etwa innerhalb der Familie oder unter engen Freunden, ist das Gespräch über das Gehalt hingegen in der Regel unbedenklich. Hier besteht eine berechtigte Erwartung, dass die Informationen vertraulich bleiben und keine negativen Folgen für das Unternehmen nach sich ziehen.
Fazit: Gehalt ist ein sensibles Thema
Obwohl Transparenz in der Gehaltsstruktur zu mehr Fairness führen kann, gibt es rechtliche und betriebliche Einschränkungen. Während der Austausch unter Kollegen aus Gründen der Gleichbehandlung oft zulässig ist, kann eine unüberlegte Weitergabe von Gehaltsinformationen an Wettbewerber oder in unpassenden Situationen zu Problemen führen. Wer sich unsicher ist, sollte sich genau überlegen, mit wem und warum er über sein Einkommen spricht.